Sonntag, 17. Juni 2012

15.06.2012

15. Juni 2012 – Essteht auf meiner Stirn geschrieben

Jetzt geht esweiter um die größeren Ereignisse der Reihenfolge nach abzuarbeiten. Bittezwischendurch beim Lesen eine Pause machen.

Nach meinemAustausch „Green Volunteering“ in Agros hatte ich erst mal eine Woche Urlaub.Am ersten Tag habe ich 16 Stunden geschlafen, was auch dringend nötig war.

Schließlich fanddann auch das Rosenfestival in Agros statt. Ich war auch Rosenpflücken, einedurchaus angenehme Tätigkeit. Das Wochenende hatte ich Besuch von fast allenVolontären aus Zypern, so Glück habe ich ja ein großes Haus. Nur die dreiMädels aus Nikosia waren nicht da, dafür aber alle Neuen. Piotr aus Polen, Alexund Anna aus Italien, die alle drei in Avgorou wohnen; Elen aus der Ukraine undRomylda aus Italien, die in Nikosia wohnen und Armando sind über Nacht bei mirgeblieben und vier von den Grazien aus Limassol haben uns am Nachmittag mitihrer Anwesenheit erfreut. Zusammen sind wir mit einem lustigen Zug durch Agrosgefahren, der sogenannte EVS-Love-Train, dann haben wir uns das Rosenhausangeschaut, sowie ein Theaterstück und traditionelle Tänze. Dann sind wir inmein Haus, haben ein bisschen was getrunken und geplaudert und später sind wirdann in die Bar gegangen und haben getanzt. Wie sich herausgestellt hat, istder Rosengeschmack fast allen anderen Europäern außer den Zyprioten etwas zuspeziell, vor allem, wenn man hinter einander Roseneiscreme, Rosenlikör,Rosenwein, eingelegte Rosenblättersüßspeise und solchen Kram zu sich nimmt.Mein Ding ist es jedenfalls nicht.


Mafe und Laura aus Spanien und Piotr aus Polen

Skevi, Mentor von den Avgorou-Freiwilligen, Nina aus Georgien, Theano (Mentor von den Limassol-Freiwilligen), Alex aus Italien

In der folgendenWoche bin ich zu einem Training nach Nikosia gefahren, vom 14. Bis zum 19. Mai.Es ging um geeignete Instrumente für bessere Freiwilligenarbeit. Es waren nur16 Teilnehmer und vier Trainer da und deswegen war alles ziemlich entspannt.Wir haben im Wesentlichen erarbeitet, wie man eine Freiwilligenstrukturerstellt und was Freiwiller sein eigentlich bedeutet. Am stärksten beeindruckthat mich ein Rollenspiel, das in seinem Ergebnis von den Trainern gar nicht sogeplant war. Wir waren in Gruppen aufgeteilt: Rücksichtslose Unternehmer,skeptisch-ängstliche Stadteinwohner und Menschenrechtsvertreter bzw.Opportunisten. Es ging um die Frage, ob man in die Gemeinde Flüchtlingeaufnehmen sollte. 70% der Kosten würde der Staat tragen, aber den Rest müsstedie Gemeinde irgendwie zusammentragen. Im Endeffekt lief unsere Diskussiondarauf hinaus, dass meine Unternehmergruppe, bereit war zu zahlen und dieFlüchtlinge unter nicht ganz fairen Bedingungen zu integrieren, die Einwohneraber waren abweisend, um ihre Kultur und Kinder besorgt, wollten dieFlüchtlinge gar nicht haben, in keiner Weise bereit sich zu engagieren und dieOpportunisten haben immer nur gesagt, was wir nicht machen dürfen und über dieRechtsverletzungen geklagt, aber keine konstruktiven Beiträge geleistet. Ichhabe mich ein bisschen hilflos und verzweifelt gefühlt, weil ich mir dachte,dass das doch nicht sein könne, es muss doch irgendjemanden geben, der für dieLeute Partei ergreift, aber nein, das Ganze war eine totale Sackgasse. Dashatte natürlich einen lehrreichen Effekt: Wie willst du jemanden aufnehmen,integrieren, ohne ihn selbst einzubeziehen. Es hatten einfach die Gruppen derFlüchtlinge selbst, die der organisierten Freiwilligen gefehlt, die des Staates.Eine ganz normale Verhandlungsbasis. Beeindruckt hat mich auch einer derTrainer ganz besonders: Mohammed ist Theaterpädagoge aus Palästina, der hierauf Zypern freiwillig und entgeltlich, dafür sorgt, die öffentlicheAufmerksamkeit und das Bewusstsein auf Konflikte zu ziehen und die Leute zumDenken zu bringen, nicht nur über den Zypernkonflikt über Gewalt generell, überkulturelle Unterschiede. Und dabei ist er in seiner Art einfach sehrliebenswürdig und bescheiden. Wenn er dann über seine Workshops in Palästinaerzählt, wo die beiden Konfliktgruppen aufeinandertreffen, bekommt man eineAhnung davon, wie sich die Menschen dort fühlen. Wenn er beschreibt, wiemachtlos er sich manchmal fühlt, normale Diskussionen herzustellen oder dieLeute dazu zu bringen, zusammen an einem Tisch zu essen und dass er manchmalkurz vorm Aufgeben ist, dann ist das bemerkenswert, weil er niemand ist, den soschnell der Mut verlässt. Eine Methode, die wir mit ihm ausprobiert haben, istInvisible Theater, Unsichtbares Theater. Ich plane, das auch in Erfurt mal zumachen, mal sehen, wer Lust hat mitzumachen und das auszuprobieren, wirklicheine spannende Sache. Ursprünglich kommt die Methode aus Brasilien.



Man stellt einebestimmte Szene dar und friert sie ein, z.B. Mann schlägt Frau. Der Rest derGruppe, stellt verschiedene Reaktionen und Positionen dar, zum Beispiel,jemanden, der glotzt, oder jemanden, der die Polizei ruft oder jemanden, derwegschaut oder das dazugehörige Kind, das weint. Ein anderer Teil der Gruppefragt die Passanten, was sie über das Bild denken und ob sie etwas verändernmöchten. Die Leute können das Bild also schlimmer oder besser machen, dabeisind die Vorstellungen von besser oder schlechter manchmal sehr unterschiedlichund die Menschen werden sich bewusst, wie sehr sie die Situation verändernkönnen und manchmal fangen sie an darüber nachzudenken, ob ihr Eingriff genug war,oder ob da noch etwas anderes war.


In diesem Trainingwaren wir in einem Youth Hostel ziemlich nah an der Pufferzone. Das ist schonmerkwürdig, lauter schöne Häuser, tolle Blumen, alles ganz idyllisch undmalerisch und dann steht man plötzlich an der Grenze und sieht die verfallenenGebäude und den Müll auf der anderen Seite. Einmal hätte ich gerne ein Foto voneinem riesigen pink blühendem Baum gemacht, aber leider konnte ich durch dieGrenze nicht nah genug heran, das hat mich dann ein bisschen nachdenklichgestimmt.
Am folgendenWochenende war ich auf einer Fahrradtour, auf die mich Armando eingeladen hat,der mir schon bei dem Austausch in Agros als Trainer geholfen hat. Wir sind vonLimassol aus, mit Freunden von ihm im Auto mit Rädern nach Zygi gefahren undhaben vom Hafen dort eine 35 km Tour die Hügel rauf und wieder runter gemacht.Mit unseren Rädern war das echt anstrengend, aber echt toll. Hinterher war ichrichtig hungrig. Insgesamt waren wir ungefähr 70 Fahrer, weil sich die beiden Fahrradclubs aus Limassol und Nikosia zusammengetan haben.

Letztes Wochenendewar ich auch auf einer Fahrradtour, vom 9. Bis zum 10. Juli, dieses Mal mitweitaus besseren Fahrrädern, richtig guten Mountain Bikes. Das war auch nötig,weil wir eine kleinere Tour durch die Gegend von Paros gemacht haben, spezielldurch den Akamas Park, der sehr viele steile, steinige und sandige Wege hat,die mitunter gefährlich sein können, wenn man keine Kontrolle über sein Gefährthat. Deswegen sollte man da, wenn mit Auto, nur mit Jeep hinfahren. Dafürhatten wir allerdings wunderschöne Ausblicke, die ich gar nicht wirklichrealisieren konnte, es ist als stünde man in einer Postkarte. Den Abend zuvorhatten wir eine kurze Tour von 50km nach Pomos gemacht, die wir nur auf befestigterStraße gemacht haben. Es ging wie immer Berge rauf und runter und zum Schlusswaren wir an einer Stelle des Meeres, wo die Strömung so stark ist, dass dieSteine vom Strand zurück ins Meer zieht, sodass ein ziemliches geheimnisvollesRascheln und Flüstern entsteht, als ob die Kiesel miteinander reden würden. DieNacht über waren wir auf einem Campingplatz, wo wir einen atemberaubendenSonnenuntergang sehen konnten. Zum Abendbrot gab es Würstchen, Pita undMarshmallows vom Feuer. Am nächsten Tag ging es acht Uhr los und wir haben unsin der brütenden, brennenden Sonne auf den Weg zum Nationalpark gemacht,zusammen mit ca. 25 anderen Fahrern.

http://www.flickr.com/photos/limassolcycling/sets/72157630038578959/show/
https://maps.google.com/maps/ms?msid=208201002725967443007.0004c12e82c6a47114992&msa=0&ll=35.057121%2C32.323494&spn=0.083187%2C0.125656

Auf dem Weg nach Pomos













Hinterher haben wir dann noch Eis gegessen, selbstgemacht von einem alten Herren, der das schon seit 30 Jahren tut. Wir sind hin und haben gesagt: Ich will Schokolade, Erdbeere und Aprikose. - Nein, Schokolade gebe ich Ihnen nicht, sie müssen das und das probieren. - Da leistet man natürlich keine Widerrede. Dafür war es aber auch lecker.


Diesem Trip ist eszu verdanken, dass ich jetzt ziemlich schnell ziemlich braun geworden bin. Wirwaren auch in einer schönen Bucht baden, da habe ich das erste Malgeschnorchelt und habe mir gewünscht eine normale Taucherbrille zu haben, mitder man auch tiefer tauchen kann. Da gab es Unterwassersteinbögen und schöneKorallen und Wasserpflanzen und kleine Fischchen. Eine Empfehlung fürunerfahrene Zypernreisende: NICHT barfuß im Sommer auf auch nur irgendeiner Artvon Strand laufen, das schmerzt extrem, ein bisschen so, wie wenn man die Handauf eine erhitzte Herdplatte legt und auch die unteren Sand – oderSteinschichten sind nicht weniger heiß.

Vom 24. bis zum 31.Mai war ich in Estland auf einem Partnership Building Seminar mit dem Fokus aufJugendaustausche. Dort bin ich mit Andri aus Agros hingeflogen. Das Angebot kamvon Vasilis, dem ehemaligen Vorsitzenden unseres Youth Clubs. Irgendwann riefer mich an und fragte mich, ob ich nicht nach Estland wollte zu einem Seminar,weil ich beim letzten Austausch so gut geholfen hätte. Da habe ich natürlichnicht nein gesagt. Des Preises wegen mussten wir einen Flug buchen, bei dem wireinen Tag eher als Projektbeginn ankommen und auch einen Tag später abreisenwürden, also zwei Tage extra in Tallinn. Schon alleine der Flug über den nettenNorden war wirklich interessant, über Lettland, dann Estland: So viel Wald undso viel Seen, wirklich bezaubernd. In Tallinn angekommen, hat uns ein Freundvon Armando vom Flughafen abgeholt, der Martin. Martin hat einen sehrinteressanten Lebenslauf, wie sich beim Gespräch im Verlauf des Abendsherausstellte. 22 Jahre alt, Ausbildung als Goldschmied, studiert jetztBuchhaltung und Finanzwesen und ist von beidem total begeistert. Sein Alter istschwer zu erraten, weil er, wenn vielleicht auch nicht vom Aussehen, viel älterwirkt. Da seine Eltern Flüchtlinge aus Russland und, was war es noch, Polenoder so waren, hat er einen so genannten Grauen Pass, was bedeutet, dass erprinzipiell keine Staatsangehörigkeit hat. In seinen jungen Jahren war er schonfast überall in Europa. Später hat uns dann noch gezeigt, wie man in Estland tanzt. Einfach nur mit dem Getränkin der Hand rumstehen und ein bisschen mit dem Fuß wippen, aber bloß nicht zu viel!Und Finger oder gar den Kopf bewegen ist auch völlig unangebracht. Um ein Uhrin der Nacht hat uns dann ein anderer Freund on Armando abgeholt, Aleks, beidem wir übernachtet haben. Der hatte eine kleine, aber sehr feine undüberordentliche Wohnung. Er hat uns dann noch auf der Karte gezeigt, wo wir amnächsten Tag was sehen können und am nächsten Morgen hat er uns leckerenHonigkuchen zum Frühstück hingestellt und hat unsere schweren Taschen mit aufArbeit genommen, sodass wir uns dann bei der Autobusstation getroffen haben under sie uns überreicht hat, wirklich ein lieber, der Aleks. Vorher waren wirnoch auf einer Aussichtsplattform in einer von diesen gigantischen Kirchen, diein Nordost-Europa so üblich sind. Man muss wirklich sagen, dass Tallinn einesehr liebenswerte Stadt ist, nicht zu groß, schön mittelalterlich, mit Meer,viel Grün und kleinen Gassen.





Andri und Ich

Altstadt Tallinns
Mich hat es sehr an Deutschland erinnert, da habeich mich gleich ein bisschen mehr zuhause gefühlt als auf Zypern. GepflasterteStraßen, die Parks, die Leute, die sich wenig bis gar nicht ums Outfit scheren.Endlich musste ich mich mit meinem Rucksack nicht mehr eigenartig fühlen. Trägtman auf Zypern einen Rucksack (also so Deuter oder Vaude oder so Kram), ist manja sofort als Deutsch gebrandmarkt.
Nun ja, wir sinddann also mit dem Autobus etwa 3 Stunden bis nach Tartu gefahren, wo wir unsmit dem Rest der Mannschaft treffen sollten. Schon auf der Hälfte der Fahrt warmir klar, das Estland ein wunderwunderwunderschönes Land ist, und wohl daserste fremde Land, in dem ich mir vorstellen könnte zu Leben. Ich meine, diehaben Quarkrollen und mindestens fünf verschiedene Sorten Cidre, unheimlichviele tolle Eissorten und An-und-Verkaufläden, unheimlich schöne Natur undMücken, die ich ja auch über alles liebe. Sie haben Seen, Meer, körnigenFrischkäse und dieses unheimlich leckere Kümmelbrot und außerdem diese totalabgefahrenen elektronischen Ausweise, die man als Fahrkarte,Krankenversicherungskarte, Bibliotheksausweis, online-Unterschrift und als Garantiekarte für Coolness oderEintrittskarte für den Mond benutzen kann. Bei den letzten beiden Sachen binich mir nicht so sicher.



Ich und Loredana aus Rumänien

In Tartu haben wir uns mit den anderen Leuten ausPortugal, Estland, Slowakei, Rumänien und Griechenland getroffen haben. Wirsind dann zusammen nach Vidrike gefahren, das ist eine Gegend im SüdenEstlands, ziemlich weit weg von allen größeren Städten. Die Fahrt über hatteich wohl ein ziemlich dämliches Grinsen, die ganze Zeit im Gesicht, weil ich soviel angenehmes Licht und lebendiges Grün nicht mehr gewöhnt war, das war so soso wunderschön. Und es wurde immer besser. Unser Hotel war an einem See gelegenmit extra Saunahaus und Saunabadesee und Bootssteg. Räume toll, Bad toll, Essenzu viel und zu lecker, alles einfach nur unwiderstehlich. Wie im Paradies.



Neid?

ImSeminar ging es darum zu lernen, wie man einen Jugendaustausch von Jugend inAktion, Aktion 1.1 organisiert, generell die groben Techniken, wie man dieBewerbung an die Nationalagentur ausfüllt, welche Fehler man vermeiden sollte,was die Unterschiede zwischen Formaler, Informaler und nicht formaler Bildungsind, wie man Projekte für die Außenwelt sichtbar macht, wie man Informationenund Botschaften verbreiten kann, wie man sichergeht, dass die Teilnehmer einegute Partnerschaft bilden und aktiv teilnehmen. Für einige war es das ersteMal, bei so etwas dabeizusein. Ich wusste schon viele Sachen und habe dahervorwiegend Spiele und Methoden direkt aus dem Training in mein persönliche„Datenbank“ aufgenommen, da waren einige echt gute Sachen dabei, die ich in dennächsten Projekten auch gerne verwenden würde.


Das Seminar war echt gutorganisiert, null Stress, erfahrene, sympathische Trainer, tolle Teilnehmer.Was richtig toll war, war die Sauna Nacht. Wir hatten eine Dampfsauna. Da ginges heiß her, bis zu 100 Grad Celsius. Fünf Minuten in der Sauna und dann in den10 Grad kalten Teich hüpfen. Da fühlt man sich wie neugeboren, wirklich wahr.Übrigens sagt man, und das soll wahrhaftig der Wirklichkeit entsprechen, dassjede Wohnung, jeder Este eine Sauna hat. Sogar in Wohnscheiben gibt es wohl injeder Wohnung eine mindestens Ein-Mann-Sauna. Abgefahren. Aber ich kann esverstehen, Sauna ist echt kuhl. Einmal war ich auch in der Früh um fünf im Seeschwimmen, über dem See alles in geheimnisvollem Nebel, sodass man den Walddahinter gar nicht mehr sah, und das Wasser war sogar wärmer als die Luft, daswar amäääissing.


Einmal waren wir auch in einem Wildpark, dort haben wir Elche,Braunbären, Wölfe und sogar einen Luchs gesehen. An einem Abend haben wir auchzusammen den Eurovision Song Contest gesehen, das war mal interkulturell, wobeinicht besonders spannend. Am letzten Tag waren wir nochmal in Tallinn und habenuns die Stadt nochmal angeschaut, vor allem die interessantesten Bars. Vorherhaben wir mit Hannah aus Erfurt, die in Estland ein Schulaustauschjahr gemachthat, ein tolles Restaurant namens Kompressor besucht, in dem es gaaaaanzdeliziöse Pfannkuchen gab, das war wie Himmel auf Erden. Wir haben dann auchbei Hannah übernachtet und sie hat uns dann am nächsten Tag zum Flughafengebracht, damit wir nicht wie am Tag zu zuvor, unbeabsichtigt eine Bustourdurch Tallinn machen. Dann also wieder zurück nach Zypern. Da war es dannwieder ein bisschen wärmer, auch nicht ganz unangenehm.
Der Pfannkuchen mit Knoblauchcreme war am besten. Ich könnte jetzt noch sabbern!

Stamathia aus Griechenland, Hannah aus Erfurt mit der gleichen roten Jacke wie ich, Andri aus Agros und das mit den dicken Backen bin ich

Am folgendenWochenende bin ich nach Nikosia gefahren, weil es Zeit wurde, sich von derersten Freiwilligen zu verabschieden, von Natacha aus Portugal, die ich sehrgerne habe, weil sie immer so kritisch ist, aber auf eine sehr liebenswürdigeWeise und eine Meisterin der Situationskomik ist, total entspannt und immerbereit, etwas zu unternehmen. Sie hat einen sehr schönen Film über den EFDgemacht. Das war also der erste der kommenden Abschiede und es macht mir schonbewusst, dass jetzt nur noch zweieinhalb Monate übrig sind. Das wird uns allenso langsam klar, in manchen steigt leise Panik auf, weil man noch so viel sehenwill, weil man zu wenig am Meer war, und zu wenig gelernt hat. In manchen fängtdas Herzflattern an, weil man sich auf zuhause freut, auf das beginnendeStudium, auf die Familie, die erste eigene Wohnung. Manche schert es nicht sosehr, wie Anca aus Rumänien zum Beispiel, denn die bleibt vorerst hier, weilsie einen zypriotischen Capoeira (sagt man Capoeira-Tänzer), ich sage jetzt malCapoeiratisten (!) heiratet. So geht das wohl im Leben. Manche sind auch nochvöllig im ungewissen, wo sie nach dem EVS hinsollen, wo sie wohnen, was siestudieren oder womit sie Geld verdienen wollen, für manche ist es ein Sprungins kalte Wasser, wiedermal. Ich persönlich bin ja wiedermal zweigeteilt, wasmeine Gefühle angeht. Einerseits würde ich gerne bleiben, weil jetzt gerade dieZeit angefangen hat, wo ich mehr Aufgaben habe, mehr rumreisen kann, weil dasWetter auch einladender ist (außer in Nikosia), ich gerade angefangen habe,wirkliche Freundschaften zu bilden und doch gerade erst meinen Tisch und meineCouch auf der Veranda bekommen habe und meine Pflanzen zu wachsen zu haben undwirklich das Gefühl habe noch nicht braun genug zu sein und generell kann ichja nie genug von allem bekommen. Andererseits freue ich mich auf den neuenLebensabschnitt, der in Schland auf mir warten tut. Dort habe ich viel vor:Will mit meinem allerliebsten Fabian in unsere gemeinsame Wohnung ziehen,studieren anfangen, EVS-Mentor werden, die Menschen in Jena und Erfurt mitallerlei öffentlichen Aktionen irritieren und meinen eigenen Jugendaustauschmachen, solange es das Programm noch gibt, ich will an die Schulen gehen undWerbung für EVS und für Austauschprogramme betreiben. Manchmal denke ich, ichbräuchte zwei verschieden Leben um alles gleichzeitig zu machen. Oder eine/nSekretär/in. Oder viel Geld, um jemanden dafür zu bezahlen, mein Studium fürmich zu machen. Ich brauche außerdem so eine tolle magische Apparatur wie Dumbledormit der ich Erinnerung in Filmsequenzen abspeichern kann. Immerfort hat man dasGefühl zu viel zu vergessen, zu wenig Fotos zu machen, zu wenig mit den Leutenzu reden, zu viel zu essen und dennoch zu wenig Neues auszuprobieren und soweiter und so fort.


Aber in letzterZeit erwische ich mich immer wieder bei dem Gedanken, dass mein Leben wirklichschön und alles, was ich erlebe, einzigartig ist. Das steht ganz groß aufmeiner Stirn.

1 Kommentar:

  1. die terasse sieht ein wenig aus wie in finnland, dort gibt es massig diese wälder vor dem fesnter, weil sonst was anderes gibts da ja nicht.
    bei so viel sonne wird es allerdings langsam zeit für ein paar bikini bilder ;)

    AntwortenLöschen