Letzten Donnerstag bin ich nach der Arbeit im Kindergarten mit Irini, einer der Kindergärtnerinnen nach Kyperounta gefahren. Im Auto haben wir auch ihre beiden Nichten mitgenommen, die schon nach zwei Minuten Fahrt eingeschlafen waren. In Kyperounta haben wir die beiden Mädchen dann ins Haus getragen und dann mit Irinis Mama Mittag gegessen: Spaghetti, Spiegelei, Salat, Weintrauben und gebratenen Halloumi. Danach haben wir bei Vorbereitungen für das Apfelfest in der Sporthalle geholfen, das jedes Jahr dort stattfindet. Wir haben Äpfel sortiert, Tische dekoriert und so weiter, dann bin ich wieder nachhause und am Abend bin ich dann wieder mit Loukas, Elena und Shiva wieder dorthin gefahren und haben dort gegessen.
Shiva, die zurzeit nur Gurke, Brot und Tahina ist, was sie alles auch selber zubereitet haben muss, hat sich clever aus der Angelegenheit gerettet: Einmal ein Haar im Gemüse des Buffets gefunden, konnte sie natürlich nichts mehr davon essen. Es waren schon ziemlich viele Leute da, etwa 200, die sich wahrscheinlich alle irgendwie kannten, denn hier kennt sich über eine oder mehrere Ecken jeder. Zunächst haben zwei kleinen Jungen einen Rap-Gedicht-Mix vorgetragen, von dem wir natürlich nichts verstanden haben, außer das Wort Apfel und dass es wohl etwas Lustiges war, denn es gab viele Lacher. Wohl auch, weil die beiden wohl relativ ungeeignete Stimmlagen und Sprechweisen für so einen Vortrag hatten.=) Danach gab es einen Film, der auch lustig war, weil viele junge Leute, Studenten und so, alte Leutchen imitiert haben, vor allem der vorwurfsvolle schrille Ton der alten Frauen war gut getroffen. Ansonsten war es da nicht besonders spannend, aber wir haben wie immer eine Menge neuer Leute kennengelernt und viele, die auch schon bei den Vorbereitungen da waren kommen auch immer ins Schwimmbad in Agros, wenn ich auch da bin.
Am 28. Oktober ist in Zypern und Griechenland Feiertag und es gab am Morgen nach dem Gottesdienst eine Parade, die von den Schülern durchgeführt wurde. Am Tag vorher haben wir noch Flaggen mit den Kindergartenkindern gebastelt. Am Freitagmorgen sind dann auf jeden Fall fast alle Schüler des Gymnasiums hier in Uniform und manche mit Trommeln in militantem Schritt eine Runde durch das Dorf gelaufen. Vielmehr war auch nicht los. Das liegt daran, dass die Leute keine Lust haben, den Sinn des Tages großartig zu begehen, weil sie lieber den freien Tag an sich genießen wollen, was ja auch nicht schlecht ist.
Erst Gottesdienst...
...dann Parade.
Gegen 11 Uhr sind Shiva, Elena und ich mit dem Ilias, dem hiesigen Sportlehrer und Trainer, nach Limassol gefahren. Dort haben wir dann ein bisschen am Strand rumgesessen, ich habe einen Strandspaziergang gemacht und später hat uns dann ein Bekannter aus Limassol zu dem etwas saubereren Strandteil gelotst. Dort war auch ein schönes Café, wo mir schon wieder irgendwer meinen Frappé bezahlt hat. D
Shiva und Elena im Café
rechts Andreas und neben ihm ein Freund von ihm, dessen Name ich vergessen habe
as Wasser war dort echt wunderbar klar, ich konnte etwa bis 2 ½ Meter Tiefe den Meeresboden sehen. Weiter raus habe ich mich nicht getraut. Das Wasser war auch relativ warm, vielleicht 22°C. Außerdem gab es wunderschönes, warmes, sonniges Wetter, echt suuuper.
Bin dann noch ein bisschen am Strand rumspaziert und habe Steine gesammelt (da gibt’s echt schöne hier und ich habe sogar eine kleine Muschel gefunden!). Als ich dann wieder im Café angekommen war, wurde ich genötigt, was von der vorhandenen Käseplatte zu essen, nachdem ich schon eine Stunde zuvor Mittag gegessen hatte. Im Anschluss haben uns unsere Bekannten noch zu unserer nächsten Adresse chauffiert, dem Sonnenuntergang entgegen mit angenehmer Musik. Ich hab mich gefühlt wie auf einem Roadtrip, es hätte nur noch das Cabrio gefehlt. Die nächste Adresse waren die beiden netten Ladenbesitzer, sie aus Äthiopien, er aus Beirut. Dort mussten wir dann auch wieder essen: Gesalzenes Popcorn (ich liebe es!), Marmorkuchen, äthiopischen Kaffee und Spaghetti mit Spezialsoße. Was soll ich sagen? Ich warte auf den Tag, an dem ich hier mal was finde, was mir nicht schmeckt. Bis dahin wird mein Name sich in Pummel Goebel geändert haben. Übernachtet haben wir bei einem Bekannten von Ilias, Panikos, der eine durchgestylte Wohnung in einer schönen Gegend in Limassol und einen schönen Mercedes hat und eine Glatze. Eigentlich wollten wir endlich mal in eine Disco oder in Bar oder irgend sowas gehen, aber Holland und Spanien waren müde und unpässlich, sind deswegen ins Bettchen gegangen, während ich mit Panikos und Ilias ein Glas Raki (sowas wie Zivania, nur sanfter, von Kreta) nach dem anderen getrunken habe. Und ich habe ein Tütchen Chips alleine gegessen. Ich konnte nichts dafür! Es waren Essigchips, und sie lagen offen da! Wie sollte ich da widerstehen. Zumal wir nebenbei noch über dies und jenes geplaudert haben und griechisches Musikfernsehen geschaut haben, des Kulturaustauschs wegen. Und da hat sich das mit den Chips automatisiert.
Wir drei am nächsten Morgen in Panikos Wohnung
Dafür habe ich den nächsten Tag bis 15 Uhr nichts gegessen, ich hatte einfach keinen Hunger. Wir waren ein bisschen bummeln in Limassol und sind dann mit dem Bus wieder nach Agros gefahren. Was wir dann gemacht haben, habe ich vergessen.
Sonntag sind Elena, deren Englisch immer besser wird, und ich mit ein paar jungen Leuten hier aus Agros auf einen Ausflug in die Gegend gefahren. Zuerst haben wir uns ein Heim für vernachlässigte Esel angeschaut und sind dann mit diversen Zwischenstopps für Aussicht und Beweisfotos nach Lofou gefahren. In Lofou haben wir dann auf dem Schulhof einer Grundschule einen wirklich sensationellen Ausblick auf den Süden Zyperns gehabt. Man konnte Limassol und seine Küsten sehen, eine großen Salzsee und sogar bis ans äußerste südliche Ende Zyperns mit Meer und Sonne und allem drum und dran, und alles umrahmt von den Bergen und den Weinhängen, im Rücken die Grundschule im Bilderbuch-griechischen Baustil. Unglaublich. Unglaublich war auch das Mittagessen im dortigen Restaurant: Meze. Das heißt von allem was. Einfach himmlisch. Es begann mit Salat mit Fetakäse, Brot und Aufstrichen wie Tsatsiki, Zitronen-Butter-Feta-Creme, Walnuss-Knoblauch-Creme, eingelegte Kartoffeln, eingelegte Weinblätter. Danach kamen traditionelle Makkaroni und heißes Pitabrot, gefüllt mit Käse. Danach: Gegrillter, saftiger Halloumi, sowas wie Brätel - nur besser und knuspriger, Tomatencouscous, Auberginen-Omelette, gebackene Kartoffeln, Paprika-Reis und Bifteki (das war das einzige, was nicht so ganz mein Geschmack war), sowas wie Schweinebraten – nur besser, Zucchini, Möhre, gegrillte Hähnchenbrust und bestimmt noch irgendwas anderes, was ich jetzt vergessen habe. Asche über mein Haupt. Die Rechnung für uns ca. 15 Leute betrug, tada: 275 Euro. Zu meiner Erleichterung habe ich hinterher festgestellt, dass ich nicht die einzige war, die vom Essen einen dicken Bauch hatte. Auf der Fahrt nachhause haben wir dann eine Menge Spaß mit den Walky Talkies in den verschiedenen Autos gehabt. Am öftesten kam der Satz: „Johnny, la gente esta muy loca!“, von mir kam ganz geistreich auf Griechisch: „Zwei Stühle und ein Tisch, bitte!“. Wieder in Agros haben Elena und ich mit Eva und ein paar anderen Rommé und Uno gespielt. Das war echt lustig, weil ich beinah gewonnen hätte. Ich habe echt eine Runde nach der anderen gewonnen. Was mehr an Glück als an Verstand liegt. Aber dann kam einer von den vielen Andreas hier. Und jedes Mal, wenn der anfängt, mit mir in einer Runde Uno zu spielen, verliere ich. Ich persönlich glaube ja, dass der immer jemanden hat, der hinter mir steht oder so, und ihm dann immer Zeichen gibt, welche Karten er legen muss, damit ich in schlechte Lagen komme. Aber schön war es trotzdem.
Die letzten beiden Tage gab es nichts besonderes, außer ein paar Gespräche über Shivas und Elenas Zeit hier in Agros. Shiva bleibt nur noch so lange, bis sie einen Job in Nikosia oder Limassol findet und Elena bleibt höchstens bis Ende März nächsten Jahres. Für Shiva ist einfach das Dorf hier nichts und Elena kann das auch nur begrenzt aushalten. Ich glaube, dass die Leute von der Organisation, mit denen wir unmittelbar zu tun haben, wie Loukas, Andreas und Eva, echt froh sind, dass wenigstens eine von uns dreien hier bleiben will.
Elena hat heute Tortillas gemacht, im Prinzip Omelette mit Zwiebeln und Kartoffeln, frittiert in Olivenöl. Dazu gab es Tomate und Thunfisch mit Knoblauch echt lecker.
Was auch noch mehr als nur erwähnenswert ist: Am Montag gab es im Altersheim zum Frühstück Kuchen, der exakt wie Nürnberger Lebkuchen schmeckt, nur dass es weicher Lebkuchen ist.
Klar, dass ich mich an dem Tisch vor Wohlbefinden bald in Luft aufgelöst hätte. Auch klar, dass ich die zwei Stücken, die ich für zuhause bekommen habe, SOFORT aufgegessen habe, noch vor der Hauptspeise und noch bevor ich die Schuhe ausgezogen hatte. Und es gibt jetzt hier Passionsfrucht, nur mit weniger und kleineren Kernen und festerem roten Fruchtfleisch. Es gibt oft Granatäpfel, in nächster Zeit auch viel Mandarinen. Und ich habe Vanillekekse gefunden. So wie Prinzenrolle. Die sind billiger als eine normale Packung Edamer. Und lecker.
Schön ist auch, dass die Kinder mich langsam mögen und ich auch mit ihnen spielen kann, oder sie auf den Arm nehmen kann, ohne dass sie gleich losbrüllen. Xrisa, die unglaubliche Augenringe hat, aber mir als einzige mal geantwortet hat, als ich sie gefragt habe, wie sie heißt, hat gestern gefragt, ob ich auch wiederkomme. Ich darf jetzt auch immer den niedlichen Nikolas, der aussieht wie der blonde russische Märchenprinz in Mini, ins Bett bringen, weil er immer ganz schnell einschläft, wenn ich dabei bin, weil ich immer mit dem Zeigefinger auf seinem Kopfkissen rumstreiche und er immer hinterher guckt und darüber in den Schlaf fällt. Und sogar der freche Konstantinos schaut mich jetzt immer mal lieb an und macht mit, wenn ich mit den anderen Kindern irgendwas spiele oder rumrenne. Gestern habe ich immer ein Kind auf den Rücken genommen und im Raum rumgerannt und alle anderen Kinder mir hinterher und alle wollten mal. Da bin ich schon ins Schwitzen gekommen, aber es hat echt Spaß gemacht, wie sie da alle im Kreis rumtappeln und vor Freude wie Meerschweinchen quietschen. Ich kann jetzt auch auf Griechisch fragen, wer als nächstes will, dass sie sich hinsetzen sollen, dass sie das und das nehmen sollen, das sie Wasser trinken sollen usw. Gefreut habe ich mich auch, als mich Anna aus der Küche gefragt hat, wann ich denn wieder in die Küche komme. Also ich habe mich gefreut, wegen der Frage an sich und weil ich die Frage auf Griechisch verstanden habe und auch antworten konnte. Und man hat mich gefragt, wann ich denn mal wieder Apfelkuchen mache.^^
Also geht es mir, bis daraufhin, dass ich Schnupfen und Husten habe, meine Nase wund ist und ich unwahrscheinlich heiser bin, echt gut. Morgen fahren wir nach Nikosia zum On-Arrival-training. Der Zeitplan geht jeden Tag von 8.30 Uhr bis 23.00 Uhr. Aber ich glaube, das wird eine ziemlich entspannte Sache. Ich freue mich schon auf die anderen Freiwilligen, natürlich auch auf die zwei aus Deutschland, von denen ich schon im Internet gelesen habe.
Noch ein letztes schönes Erlebnis: Gestern haben wir einen Brief von Karolina, einer der letzten beiden Freiwilligen hier, bekommen, mit Tipps und Tricks für Agros.
Das hat uns echt gefreut. Der Grundtenor ist, dass wir durchziehen sollen, was wir planen und hartnäckig sein und vor allem nicht aufgeben sollen, wenn etwas nicht gleich klappt, weil man hier etwas Geduld braucht. Und das hier irgendwo bei unserem Haus ein Feigenbaum steht, den niemand aberntet. Was wir dann machen können, wenn uns gerade keiner zuschaut. Das ist gut, denn ich mag Feigen…
Mopplige Grüße,
Elisa
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